Aktuelle Veranstaltung: "Der Umgang mit NS-Juristen nach 1945 - Ein kritischer Blick auf Richard Schmid"
„Der Umgang mit NS-Juristen nach 1945 – Ein kritischer Blick auf Richard Schmid“
Vortrag von Dr. Sabrina Müller, Haus der Geschichte Baden-Württemberg
Donnerstag, 26. Juni 2025, 18 Uhr
Saal 2.10, OLG Stuttgart, Archivstraße 15 A/B, 70173 Stuttgart
Eintritt frei
Das Kriegsende 1945 und die Befreiung von der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft war für die Justiz im Oberlandesgerichtsbezirk Stuttgart zunächst eine Zäsur. Richter wurden entlassen und eingesperrt. Viele arbeiteten bis 1947 auf dem Bau oder in Fabriken. Ab 1949 stellte das Justizministerium des neuen Bundeslandes Württemberg-Baden zwei Drittel der Juristen wieder ein, die an den Todesurteilen des Sondergerichts Stuttgart mitgewirkt hatten. Weshalb wurde keiner der Staatsanwälte und Richter von einem westdeutschen Gericht wegen „Verbrechen wider das Leben“ oder „Rechtsbeugung“ rechtskräftig verurteilt?
Der Vortrag von Sabrina Müller beleuchtet an drei Beispielen die Grenzen im Umgang mit belasteten NS-Juristen, die auch ein mutiger Mann wie Richard Schmid nicht überschritten hat. Richard Schmid war selbst wegen Widerstands von der NS-Justiz verfolgt worden. Als Generalstaatsanwalt und Oberlandesgerichtspräsident Stuttgart war er von 1945 bis 1964 am Neuaufbau der Justiz und Ermittlungen gegen belastete Juristen beteiligt.
Eine Übersicht über die früheren Veranstaltungen dieser Reihe finden Sie hier
Die Ausstellung „NS-Justiz in Stuttgart“ im Landgericht Stuttgart dokumentiert die nationalsozialistische Strafjustiz und die Radikalisierung der Urteilspraxis von 1933 bis 1945.
Weitere Informationen zur Ausstellung: www.hdgbw.de/ausstellungen/projekte/.
Die Veranstaltungsreihe will Fragestellungen der Ausstellung durch weiterführende Vorträge u. ä. auf-greifen und vertiefen. Dabei sollen nicht nur historische Teilaspekte und der Umgang mit der NS-Vergangenheit der Justiz Thema sein, sondern der Blick soll auch auf aktuelle Entwicklungen und Herausforderungen des Rechtsstaats gerichtet werden.